Heute geht es im städtischen Umweltausschuss u.a. um die Problematik der Kreuzfahrtschiffe, die Eckernförde anlaufen. Wir haben dazu folgende Stellungnahme herausgegeben:
Die Verwaltung hat zur Sitzung des Umweltausschusses am 26.09.2017 eine Antwort vorgelegt, die wir für nicht ausreichend halten.
Auf die Frage 2c („Welche hochgerechneten Einnahmen sind im Sinne der Wirtschaftsförderung zu erwarten?“) antwortet die Verwaltung, der zu erwartende Umsatz infolge des Landbesuchs der Kreuzfahrergäste würde im Jahr 2018 bei 48000 Euro liegen. Dieser Prognose werden Umfrageergebnisse aus Kiel zugrunde gelegt. Ob die Kieler Großstadtverhältnisse auf Eckernförde übertragbar sind, finden wir zweifelhaft. Die Prognose von 48000 Euro erscheint uns als zu hoch gerechnet.
Bei der Antwort auf die Frage 3a („Wie hoch ist die Belastung durch Feinstaub bzw. Abgase pro Schiff?“) bezieht sich die Verwaltung zunächst auf ein „Kreuzfahrerranking 2017“ des NABU Deutschland, dessen Fragenkatalog „bei verschiedenen Kreuzfahrtreedereien“ eingereicht worden, aber „unbeantwortet“ geblieben sei. Nach Einschätzung der Verwaltung sei aber davon auszugehen, daß die „beiden relativ alten Schiffe“ MS Deutschland und MS Albatros, die in den Jahren 2015 bis 2017 Eckernförde angefahren haben, „nicht über die modernste Technologie verfügen und entsprechend vergleichsweise viel Feinstaub bzw. Abgase abgeben.“
Anstatt selbst zu recherchieren, teilt uns die Verwaltung hier mit, der NABU habe keine Antwort erhalten, und es werden bloße Vermutungen angestellt. Interessant wäre hier zu erfahren, wie hoch die Emissionen moderner Schiffe sind, und worin genau der Unterschied zu den Schiffen besteht, die Eckernförde angelaufen haben.
Des weiteren wird Bezug genommen auf die Berichterstattung der SHZ-Zeitungen über Kreuzfahrtschiffe im Kieler Hafen, wonach es angeblich „keinen Zusammenhang zwischen erhöhten Abgaswerten an Land und den Kreuzfahrtschiffen gibt.“ Diese Behauptungen sind wissenschaftlich belanglos und sehr fragwürdig.
Zwar wird im folgenden vermerkt, daß die „Belastung mit Feinstaubpartikeln“(…)“teilweise erheblich über den Grenzwerten für innerstädtischen Verkehr liegen“, es könne aber nicht beantwortet werden, ob die Partikel sich „verflüchtigen“, bevor sie „das Stadtgebiet Eckernfördes erreichen“. Dies bewerten wir als einen Versuch, das Problem zu verharmlosen. Zweifellos haben die Emissionen der Kreuzfahrtschiffe bei entsprechender Windrichtung Auswirkungen auf das Eckernförder Stadtklima, auch wenn dies nicht zu jedem Moment und für jeden Standort genau nachweisbar ist.
Anstatt die Frage 3b („Welche Auswirkungen stehen im Widerspruch zum Klimaschutzkonzept“?) zu beantworten, kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, eine „Verlagerung der Kreuzfahrtschiffe aus Eckernförde nach z.B. Kiel“ würde „lediglich den Emissionsort“ verlagern. „Ein Verbot von Kreuzfahrern in Eckernförde wäre somit im Ergebnis klimaneutral…“ Daran schließen sich Spekulationen über Busfahrten von Kiel nach Eckernförde an.
All dies hat nichts mit der eigentlichen Fragestellung zu tun und ist ein Beispiel für Versuche, lokale Beiträge für Klimaschutz zu zerreden und zu verwässern nach der Devise: „man kann ja sowieso nichts machen, wenn wir versuchen was zu ändern, wird es woanders passieren, wir sind machtlos.“ Dem steht das Prinzip „Global denken, lokal handeln“ entgegen.
Die Verwaltung kommt zu dem Ergebnis, die „Anzahl von fünf Kreuzfahrern jährlich“ sei „gut verkraftbar und angemessen“. Diese Einschätzung ist nur soweit zu begrüßen, als bisher gar keine Obergrenze öffentlich genannt wurde, man also befürchten mußte, daß zukünftig immer mehr Kreuzfahrtschiffe Eckernförde anlaufen würden, mit negativen Folgen für unsere lokale Umwelt.
Die Debatte um Kreuzfahrtschiffe und insbesondere auch um den Einsatz von Landstrom in den Häfen wird zweifellos weitergehen. Es ist wichtig, sowohl die Reedereien als auch die Häfen nicht aus der Verantwortung für Entwicklung und Einsatz moderner umweltfreundlicherer Technologien zu entlassen. Hierbei sollten Hafenstandorte, die sich in ökonomischer Konkurrenz befinden, mehr als bisher im Interesse des Umweltschutzes zusammenarbeiten.