„Equal Pay“ – mit Hilfe der FDP ?

24. März 2011

Spätestens als ich in der Zeitung las, dass die FDP-Landtagsabgeordnete Kirstin Funke auf dem Gettorfer Wochenmarkt Taschen mit jeweils zwei Brötchen darin verteilen will, um darauf aufmerksam zu machen,dass „Frauen in Deutschland 23 Prozent weniger Lohn bei gleicher Leistung als ihre männlichen Kollegen“ (KN) erhalten, fragte ich mich: worum geht es eigentlich bei diesem „Equal Pay Day“? Statt „Brot und Rosen“ Brötchen und Taschen?

Während GewerkschafterInnen schon seit Jahrzehnten gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit einfordern, hat nun ein illusteres Bündnis „Equal Pay“ entdeckt: dabei sind neben der Bundesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Frauenbüros und Gleichstellungsstellen das Frauennetzwerk Business and Professional Women Germany, die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, der Deutsche Frauenrat oder der Verband deutscher Unternehmerinnen. Die Vorstellungen darüber, was unter „Gleichheit“ zu verstehen sei, dürften unter diesen TeilnehmerInnen recht unterschiedlich sein.

Nehmen wir die FDP: Hat nicht die jetzige Bundestagsabgeordnete und Parteikollegin der Frau Funke, Frau Aschenberg-Dugnus, während einer Podiumsdiskussion im Bundestagswahlkampf 2009 in Eckernförde vehement einen gesetzlichen Mindestlohn abgelehnt, der natürlich in hohem Maße Frauen in Niedrigstlohn-Arbeitsverhältnissen zugute käme? Müssen sich Frauen, die sich für einen Mindestlohn einsetzen, von diesen FDP-Damen nicht veräppelt fühlen? Was bedeutet hier „Gleichheit“? Gleich schlechter Lohn für alle, die sich nicht wehren können? Sollen Männer dazu aufgefordert werden, für einen Lohn unter 4 Euro als Friseur in den neuen Bundesländern arbeiten zu gehen?

Tatsache ist: Frauen erhalten in Deutschland im statistischen Vergleich zu Männern im Durchschnitt ca. ein Viertel weniger Lohn/Gehalt. Diese Diskrepanz ist dadurch entstanden, dass Frauen im Rahmen der gesellschaftlichen Arbeitsteilung ganz bestimmte Aufgaben und Arbeiten zugewiesen wurden; ganze Berufssparten – etwa im Dienstleistungs-, Sozial- und Bildungsbereich – wurden extra für Frauen geschaffen und vergleichsweise schlecht bezahlt. Ein Beispiel: zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde für dem Bürgertum entstammende „höhere Töchter“ u.a. der Beruf der Bibliothekarin eingerichtet. Obwohl heutzutage auch viele Männer in diesem Beruf tätig sind, ist die Bezahlung für Frauen wie Männer im Vergleich zu anderen Berufen mit Diplom/Bachelor-Abschluss immer noch relativ schlecht; so werden etwa SozialpädagogInnen oder Diplom-Ingenieure mit Fachhochschulabschluss in der Regel besser bezahlt – weil diese Berufe traditionell für Männer vorgesehen sind!

Übrigens: Dass Frauen einen Großteil ihrer Zeit mit unbezahlter Familien- und Beziehungsarbeit verbringen, die zu einem Gutteil der Reproduktion der Arbeitskraft von Männern dient, wird häufig gern vergessen. Zur „Belohnung“ für diese Tätigkeiten dürfen Frauen dann – sofern ihre knappe Zeit es zulässt – in prekären Minilohn-Arbeitsverhältnissen etwas „dazuverdienen“. Die Folge davon ist für viele Frauen: Altersarmut. Das haben sie der „rot“-grünen Bundesregierung unter Schröder zu verdanken. Aber dagegen helfen nun sicher die Brötchen, die Frau Funke auf dem Gettorfer Wochenmarkt an Frauen verschenkt…..

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