Täglich kommen 140 neue Flüchtlinge in Schleswig-Holstein an. Das stellt das Land und die Kommunen vor große Aufgaben, die es zu bewältigen gibt.
Seit Anfang des Jahres sind es bereits mehr als 8 500 Neuankömmlinge, die untergebracht werden müssen. Um die dauerhafte Erstaufnahmeeinrichtung in Neumünster/Boostedt zu entlasten, sollen demnächst 600 Flüchtlinge in die Bundeswehrkaserne in Seeth im Kreis Nordfriesland einquartiert werden. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien oder Afghanistan. Das sind alles aber nur Noteinrichtungen und können nicht zur dauerhaften Unterbringung werden. Es ist wichtig, dass die Menschen, die meist eine beschwerliche Flucht hinter sich haben und vor dem Schrecken des Krieges zu uns geflüchtet sind, sich hier möglichst schnell willkommen fühlen. Doch die Einrichtungen sind überfüllt und wenig einladend. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass die geflüchteten Menschen Wohnungen und Räume finden.
In Nortorf kümmern sich mittlerweile viele Privatleute und Institutionen um die Flüchtlinge, die in ihre Stadt kommen. So gibt es Kennenlern-Nachmittage und ganz praktische Hilfen. Paten kümmern sich um Flüchtlinge und helfen ihnen durch den Dschungel der deutschen Bürokratie. Dabei betonen die Mitglieder des Freundeskreises Asylsuchende Nortorf Land kurz FANL immer wieder, dass die Menschen, die in der Fremde Schutz suchen, willkommen sind. Dass es schön ist, dass sie da sind.
Diese Menschen werden nicht allein gelassen, sondern man versucht sie in die Gesellschaft einzubinden. So lud die Feuerwehr jugendliche und erwachsene Flüchtlinge dazu ein, bei ihnen anzufangen. Mittlerweile gibt es sogar eine Fußballmannschaft aus verschiedenen Nationalitäten.
Außerdem wird versucht, die Asylsuchenden in Nortorfer Betrieben als Praktikanten unterzubringen, weil auch der örtlichen Wirtschaft die Fachkräfte fehlen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn viele Asylsuchende haben zuerst einmal keine Arbeitserlaubnis. Das heißt, sie dürfen gar nicht arbeiten, auch wenn sie es gerne wollen. Die Bürokratie in Deutschland stellt sie zunächst vor eine riesige Hürde, die sie nehmen müssen. Da heißt es erst einmal warten, denn so ein Antrag auf eine Arbeitserlaubnis kann bis zu sechs Wochen dauern. Dabei gibt es in Nortorf und Umgebung zahlreiche Unternehmen, die bereit wären, Praktikanten zu nehmen. Im besten Fall würde das in einem dauerhaften Beschäftigungsverhältnis enden. Zwar besteht anfänglich zusätzlich noch die Hürde der fehlenden Sprachkenntnisse, aber alle Beteiligten sind recht zuversichtlich, dass sich das Problem schnell lösen lässt. Wenn ein Asylsuchender nun von einem Betrieb unterstützt wird, dann geht ein ausgefülltes Formular an die Ausländerbehörde des Kreises, die den Antrag zur Prüfung an die Bundesagentur für Arbeit weiterleitet. Wenn diese zugestimmt hat, kann der Kreis eine Arbeitserlaubnis vermerken und der Praktikant kann seine Tätigkeit aufnehmen. In Nortorf wurden vier Anträge bereits auf den Weg gebracht, weitere sollen folgen.
Dabei werden die Helfer vor immer neue Herausforderungen gestellt, denn der Strom der flüchtenden Menschen reißt nicht ab. Für 2016 rechnet die Landesregierung mit 2 7500 Flüchtlingen und hat dafür 300 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt.
Auch andere Kommunen in unserem Kreis und viele, viele Ehrenamtliche zeigen, dass Flüchtlinge bei uns wirklich willkommen sind. Trotz der Negativschlagzeilen und der rechtspopulistischen Hetze, die immer wieder aufflammen, zeigen gerade diese Beispiele, dass es in Deutschland immer mehr Menschen gibt, denen die Flüchtlinge am Herzen liegen und die möchten, dass diese Menschen hier in Sicherheit sind und dass sie auch eine Zukunft haben.
Die wachsende Zahl von Flüchtlingen ist eine Aufgabe, die wir nur gesamtgesellschaftlich bewältigen können. Deswegen muss das Motto auch in den kommenden Jahren heißen: Flüchtlinge willkommen! (AH)