Wenn man vom Marktplatz seinen Blick schweifen lässt, dann kann man fein herausgeputzte Geschäftshäuser bewundern. Hinter der sanierten und umgebauten Alten Meierei entdeckt der aufmerksame Betrachter eine Baulücke. Hier, wo früher einmal ein einfaches Einfamilienhaus mit Geschichte stand, präsentiert sich nun ein Bauzaun. Die Stadt Nortorf saniert seine Innenstadt und setzt auf finanzstarke Investoren.
Eine Stadt putzt sich heraus. Straßen werden erneuert, Plätze saniert und neue Gebäude errichtet. Es wird modernisiert und verschönert. Dieses Vorhaben ist zunächst einmal sehr sinnvoll, allerdings achten die Verantwortlichen kaum auf die Bedürfnisse der Einwohner. Während sich die Stadt die Erneuerung der Straßen von den Anliegern gut bezahlen lässt, müssen eben diese Anwohner mit dem nun erhöhten Verkehrsaufkommen leben.
An dem Bauzaun am Marktplatz prangt ein Schild, das verkündet, dass hier bald 14 neue Wohnungen und 3 Ladeneinheiten entstehen sollen. Und der interessierte Einwohner freut sich erst einmal über das Schaffen neuen Wohnraums in der Stadt. Das Amt Nortorf Land ist hauptsächlich geprägt von beschaulichen Einfamilienhäusern, die 88 Prozent ausmachen. Hier leben die Menschen auf dem ruhigen Land und arbeiten in den Großstädten.
Auch in Nortorf fehlen günstige Wohnungen
Der meiste Wohnraum ist privates Eigentum. Das Angebot an freien Mietwohnungen lässt sich hingegen leicht überschauen. Bei einem durchschnittlichen Kaltmietpreis von 5,40 Euro pro Quadratmeter wohnt man in Nortorf noch recht günstig. Doch erst einmal muss der Wohnungssuchende das Passende finden und das gestaltet sich besonders schwierig, wenn man bereits älter und behindert ist. Die angebotenen Mietwohnungen liegen zum größten Teil in Wohnblöcken und in den oberen Etagen. Behindertengerecht ist kaum eine dieser Wohnungen. Die Gebäude sind zudem oft älter und selten entsprechen sie den neusten Energiestandards. Bei einem durchschnittlichen Mietpreis von 300 – 400 Euro kalt für eine 2 – 2,5 Zimmer-Wohnung kommen so noch die steigenden Energiekosten dazu.
Die meisten Wohnungen sind nicht barrierefrei
Für rüstige und finanziell besser gestellte Rentner bietet die Stadt Nortorf eine gute ärztliche Versorgung und Infrastruktur. Es lebt sich eigentlich recht gut im Mittelpunkt von Schleswig-Holstein.
Und so werden immer mehr Wohnblöcke mit teuren Eigentumswohnungen errichtet. Diese sind abgestimmt auf die Bedürfnisse einiger weniger, die ihren Lebensabend auf einem hohen Niveau genießen können Diejenigen jedoch, die weder über eine gute Gesundheit noch über die finanziellen Mittel verfügen, bleiben auch in Nortorf auf der Strecke. Nicht nur in Kiel oder Lübeck hat man den sozialen Wohnungsbau zurückgeschraubt, auch in einer Kleinstadt wie Nortorf fehlt es an günstigen und barrierefreien Wohnungen. Nach dem Antrag von Bündnis 90/Die Grünen vom 16.6.2012 zum Ausbau alters- und behindertengerechten Wohnraums in Nortorf wurde eine Arbeitsgruppe zur Besichtigung der städtischen Wohnimmobilien gegründet. Ob nach dieser bloßen Bestandsaufnahme auch konkrete Entscheidungen zur Verbesserung der Lage folgen werden, bleibt unsicher. DIE LINKE ist der Meinung, dass die Stadt dringend jetzt schon mehr altersgerechten und barrierefreien Wohnraum braucht, der zudem noch für jeden bezahlbar ist. Daher fordert DIE LINKE, nicht nur auf finanzstarke Investoren und profitable Projekte zu setzen, sondern wieder den sozialen Wohnungsbau zu fördern, damit auch Menschen mit geringen Einkommen und gesundheitlichen Einschränkungen im Mittelpunkt stehen und dort ebenso unbeschwert und sorgenfrei leben können.