Linke: Von Almosen und Wohltätigkeit: Was hilft wirklich ?

Ein Bild aus der Vorweihnachtszeit geht mir nicht aus dem Sinn: In der Fußgängerzone sitzt mittags ein Mann in eine Art Nikolausmantel gehüllt auf dem Pflaster, an eine Hauswand gelehnt. Auf dem Kopf trägt er eine rot-weiße Zipfelmütze, an der es rot blinkt, vor ihm eine Schachtel mit ein paar Münzen drin. Es ist kalt. Der bettelnde Nikolaus starrt apathisch vor sich hin. Als ich abends von der Arbeit nach Hause gehe, sitzt er immer noch da, schon im Halbdunkel, unbeweglich. Das gibt’s doch gar nicht. Jetzt fängt es auch noch an zu schneien. Wie lange wird er denn hier noch sitzen?

Ich gebe ihm fünf Euro, aber hilft das wirklich? Um diesen lächerlichen Betrag soll auch der Hartz-IV-Regelsatz steigen; zu einer "Transferleistung", die kaum das Nötigste deckt, soll noch ein lächerliches Almosen hinzukommen – das ist entwürdigend und zynisch. Später am Abend wird mir übel, wenn ich sehe, wie Frau von der Leyen in einer Talkshow diese jüngste Unsozial-Leistung der Regierung süffisant lächelnd verteidigt.

Überhaupt feiert bürgerliche Wohltätigkeit zu dieser Zeit der zunehmenden Verarmung und Verelendung fröhliche Urständ‘: "Tafeln" und "Service-Clubs" tun allerlei Gutes, aber warum haben die einen gar nichts, während die anderen sich toll vorkommen dürfen, wenn sie helfen? Anstatt die Lebenslage von Menschen in Not zunehmend von privater Hilfe abhängig zu machen, sollten besser die sogenannten Hartz-IV-Reformen zurückgenommen, ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt und ernsthaft über ein Grundeinkommen nachgedacht werden. Die Finanzmittel wären zweifellos vorhanden.

Dann müsste jedoch per Steuergesetzgebung ein wenig umverteilt werden. Das wäre angesichts der riesigen "Rettungspakete" für Banken sowohl möglich als auch gerecht. So manches öffentlich zur Schau gestellte Lächeln verschwände zwar, dafür hätten vor allem viele Kinder etwas mehr zu lachen.

Wäre doch schön.

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