Neue Lehrer braucht das Land

17. Mai 2014

Aber woher sollen die kommen? Bildungsministerin Wende wollte die Lehrerausbildung reformieren. Dazu sollte die Uni in Flensburg sieben weitere Fächer bekommen, in denen auch Lehrer für die gymnasiale Oberstufe ausgebildet werden sollen. Frau Wende hat dann im März ohne Absprache sechs weitere Fächer an Flensburg gegeben. Das sorgte bei der Uni Kiel für Empörung und ein Streit brach vom Zaun, der erst jetzt durch einen Kompromiss beigelegt werden konnte. In Kiel werden zukünftig Lehrer für Gymnasium und Gemeinschaftsschule in 21 Fächern ausgebildet. Flensburg bekommt neben den sieben bereits geplanten Ausbaufächern noch weitere vier dazu. Darunter sind die in Flensburg völlig neuen Fächer Französisch, Gesundheit, Ernährung und Verbraucherkunde.

Aber was bringt das alles für die Schülerinnen und Schüler im Land? Im Moment fehlen mehrere tausend Lehrerstellen und es fallen täglich unzählige Unterrichtsstunden aus. Zukünftige Lehrer haben zwar jetzt eine größere Auswahl bei den Universitäten, aber was bringt das, wenn sie nach dem erfolgreich absolvierten Studium auf der Straße sitzen. Außerdem ist die Arbeitsbelastung im Lehrerberuf so weit angestiegen, dass viele Pädagogen glauben, dass sie auf keinen Fall mehr bis zur Rente arbeiten können. Immer mehr Bürokratie und höhere Anforderungen machen den Beruf zur Belastungsprobe. Viele Lehrer geben an, dass sie auch nach der Arbeit nicht abschalten können. Auch wenn immer noch ein großer Teil der Menschen in Deutschland denkt, dass der Lehrerberuf ein wahrer Traumjob mit viel Freizeit und Ferien sei, möchten ihn immer weniger junge Leute tatsächlich ausüben.

Uns gehen gute, qualifizierte, junge Lehrer verloren, die z.B. von anderen Bundesländern abgeworben werden. Andere entscheiden sich am Ende doch für einen Einstieg in andere Berufsfelder. Zurück bleiben die, die sich von einem Vertretungsjob zum anderen hangeln und sich in den Sommerferien arbeitslos melden müssen. Befristete Verträge und schlechter Verdienst sind nicht nur in den klassischen Berufen gängige Praxis. Wir verkaufen damit die Zukunft unserer Kinder und die unseres Landes.

Das Land der Dichter und Denker – das hieß es einmal. Denn nun bleibt gerade das höchste Gut auf der Strecke. Unsere Bildung.
Dann heißt, dass unsere Geburtenraten sinken, dass die Schülerzahlen sinken und man deswegen auch nicht mehr so viele Lehrer brauchen würde. Aber was ist mit den jetzigen Kindern? Haben die kein Recht auf guten Unterricht? Und wäre es nicht vielleicht auch gut, wenn die Lehrer der Zukunft entspannter wären und länger arbeiten könnten, weil sie zu zweit in einer Klasse sind und sich den Papierkram aufteilen können? Wäre es nicht klüger, wenn man dafür sorgt, dass jedes Kind mitgenommen werden kann, um eine echte Inklusion zu ermöglichen?

Man könnte jetzt ketzerisch sein und behaupten, dass sich ein dummes Volk eben besser regieren lässt, als eines, das zum selbstständigen Denken fähig ist. Und wenn ich mir die Themen in den großen deutschen Zeitungen so anschaue und was uns im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geboten wird, dann kommt es mir schon so vor, als würde die alte Devise von Brot und Spielen immer noch bestens funktionieren.

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