In der Ahnengalerie des Kreises Rendsburg-Eckernförde befinden sich nach wie vor unkommentiert Bilder ehemaliger Nazi-Landräte. Gleiches gilt auch für die Ahnengalerie der Stadt Rendsburg. Erst im vergangenen Jahr hatte Nortorf Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde aberkannt.
Im Zimmer 169 des Kreishauses befindet sich die Ahnengalerie der Landräte des Kreises Rendsburg-Eckernförde einschließlich der Landräte der Altkreise Rendsburg, Eckernförde und Bordesholm. Eines der Bilder zeigt Waldemar von Mohl, Landrat des ehemaligen Kreises Bordesholm von 1921 bis 1932 und später Landrat des Kreises Segeberg bis zum Kriegsende.
Im Kreis Segeberg wurde auf Antrag der Fraktion DIE LINKE im dortigen Kreistag ein wissenschaftliches Gutachten von der Universität Flensburg über von Mohl erstellt, mit dem Ergebnis, dass dieser sich mitschuldig an den NS-Verbrechen gemacht hat. Weitere Landräte aus der NS-Zeit in der Ahnengalerie des Kreises Rendsburg-Eckernförde sind Walter Alnor, Peter Matthiessen, Hans Kolbe (Altkreis Eckernförde), sowie Walter Hamkens und Julius Peters (Altkreis Rendsburg). Der Hauptausschuss des Kreistages hat jetzt beschlossen, dass die Bilder von Landräten in Gruppen nach historischen Epochen zusammengefasst und mit Kommentaren über ihr Wirken versehen werden. Außerdem soll ein wissenschaftliches Gutachten über das Wirken der Landräte in der NS-Zeit aufklären.
Handlungsbedarf auch in der
Stadt Rendsburg
Die Ahnengalerie der Stadt Rendsburg hat einen braunen Fleck. Dort befindet sich ein Bild von Franz Krabbes, NSDAP-Mitglied, Rendsburgs Bürgermeister während der NS-Zeit, der zumindest mitverantwortlich für Verbrechen der Nazis in Rendsburg war und auf undemokratische Weise in sein Amt gelangte. Gemäß der von den Nazis im 15. Dezember 1933 erlassenen Gemeindeverfassung übte der Landrat die Dienstaufsicht über Städte mit mehr als 10 000 Einwohnern aus. Für den ehemaligen Kreis Rendsburg bekleidete das NSDAP-Mitglied Wilhelm Hamkens seit dem 21. Oktober desselben Jahres dieses Amt. Am 13. Januar 1934 ernannte Hamkens seinen Freund, den NSDAP-Ortsgruppenleiter Franz Krabbes zum Bürgermeister von Rendsburg. Krabbes trat an die Stelle des 1929 demokratisch gewählten Bürgermeisters Heinrich de Haan. De Haan wurde am Tag zuvor von Hamkens suspendiert, da dieser als promovierter Betriebswirt nicht die fachliche Eignung für dieses Amt besessen hätte; die von den Nazis veränderte Gemeindeverfassung verlangte für das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters die Befähigung zum Richteramt. Der 27jährige gelernte Sattler Franz Krabbes verfügte jedoch erst recht nicht über die geforderte fachliche Eignung. Daher stieß dessen Berufung zum kommissarischen Bürgermeister beim damaligen Regierungspräsidium in Schleswig auf Unverständnis. Der Oberpräsident und Gauleiter der preußischen Provinz Schleswig-Holstein, Hinrich Lohse, der mit Landrat Hamkens befreundet war, stellte sich jedoch hinter diese Entscheidung, die dann auch sechs Monate später vom Innenministerium bestätigt wurde. Krabbes blieb bis Kriegsende Bürgermeister von Rendsburg.
… und in Eckernförde
Die Ahnengalerie im Eckernförder Rathaus zeigt ebenfalls Bilder von ehemaligen Nazibürgermeistern, so von Wilhelm Sievers, der bereits 1925 in die NSDAP eintrat und von 1931 bis 1933 Bürgermeister in Eckernförde war. Sievers wurde später SS-Sturmbannführer in Brandenburg und soll während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 in SS-Uniform neben einer brennenden Synagoge gestanden haben. Ebenfalls ein strammer Nationalsozialist war Helmut Lemke, Bürgermeister von 1933 bis 1937; auch dessen Bild befindet sich in der Ahnengalerie der Stadt Eckernförde. Offen bekannte sich Lemke zum Führerprinzip und zum Dritten Reich. Er soll für zahlreiche Verhaftungen von Nazi-Gegnern mit verantwortlich sein. Die beiden Kommunisten Herrmann Ivers und Heinrich Otto kamen in der Haft ums Leben. Der Sozialdemokrat Richard Vosgerau überlebte das KZ Neuengamme, starb aber beim Luftangriff der Briten auf Gefangenentransportschiffe in der Neustädter Bucht kurz vor Kriegsende. Lemke wurde später Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Des Weiteren hängt das Bild von Friedrich Böhm, Bürgermeister von 1938 bis 1945 in der Ahnengalerie im Rathaus in Eckernförde.
Historische Verantwortung
DIE LINKE ist der Ansicht, dass Nazibürgermeister und -landräte, die für Verbrechen der NS-Zeit mitverantwortlich sind, nicht unkommentiert und gleichberechtigt in einer Reihe mit zum Teil verdienten Landräten und Bürgermeistern dargestellt werden sollten. Der falsche Weg wäre es jedoch, diese Bilder einfach zu entfernen, da damit ein angemessenes Erinnern an das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte an dieser Stelle unterbliebe. DIE LINKE begrüßt daher den Weg, den jetzt der Kreis Rendsburg-Eckernförde plant, die Bilder in der Ahnengalerie nach Epochen zu ordnen und die Bilder entsprechend zu kommentieren. Dieses wäre auch eine Lösung für die Ahnengalerien in Rendsburg und Eckernförde sowie anderen Kommunen.