Der Rambo blies die Flöte

6. Oktober 2013

 

 Ralf Stegner, Vorsitzender der SPD in Schleswig-Holstein, gilt als Mann der klaren Worte. Soeben von der Süddeutschen Zeitung zum „roten Rambo“ gekührt, verschwimmen seine Aussagen zum Ergebnis der Bundestagswahl bei genauerem Hinsehen im Nebulösen.

  Durfte man am Wahlabend noch in einem NDR-Interview von ihm erfahren, die „Linkspartei“ habe „im Westen nichts zu bieten“, erklärte er am Morgen danach im Deutschlandfunk, er glaube, es werde „der letzte Wahlkampf gewesen sein, wo wir sagen, mit denen oder jenen nicht.“

  Der Nebel lichtet sich leicht, wenn man eine weitere Aussage Stegners vom Wahlabend hinzudenkt: im Osten sei DIE LINKE durchaus der Zusammenarbeit mit der SPD würdig, im Westen aber…. sei sie überflüssig, denn da gebe es ja die SPD! Stegner wünscht sich also, daß wir vor seiner Haustür verschwinden, damit er umso ungestörter mit den „Guten“ im Osten kooperieren kann. Interessanterweise habe ich häufig aus Reihen der örtlichen SPD ganz Gegenteiliges gehört: hier seien wir LINKEN doch ganz vernünftig und nett, teilweise auch aktiv in der Gewerkschaft und überhaupt sozial engagiert, jedoch im Osten…. Huhu: diese ganzen ehemaligen Stasi-Leute!

  Will sich Stegner denen nun als Kampfhund andienen?

 

  Stegner schwankt zwischen der (Wahn-)Vorstellung, die Mitglieder der LINKEN in seiner Nähe würden alsbald reumütig zur SPD zurückkehren, denn sie seien mit ihren Vorstellungen bestens im ach so linken SPD-Landesverband aufgehoben, und dem strategischen Machtkalkül einer bundesweiten Kooperation, die auf dem Vergessen aller Sauereien basieren müßte, die die SPD mit ihrer Agenda 2010 zu verantworten hat. Wie andere Strategen seiner Partei will oder kann er nicht begreifen, daß es objektive ökonomische und gesellschaftliche Ursachen für die Entstehung und relativ konstante Präsenz der LINKEN gibt – überall in Deutschland, also auch im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Es ist der bornierte Blick auf eine Linke, die Stegner in erster Linie durch ihr Verhältnis zur Sozialdemokratie definiert, sie aber nicht in ihren unterschiedlichen Facetten und Strömungen aus der Gesamtheit der gesellschaftlichen Entwicklung herleitet. Um von diesem analytischen Defizit abzulenken, inszeniert Stegner sich regelmäßig als bellender und beißender Terrier, dessen vorrangiger Feind DIE LINKE zu sein hat – es sei denn, es gäbe sie nur im Osten. Im projektiven Denken Stegners besteht die Identität der LINKEN vor Ort einzig darin, die SPD abgrundtief  hassen zu müssen.

  Diese Haltung ist zugleich von Respektlosigkeit gegenüber den Wählerinnen und Wählern in Schleswig-Holstein geprägt, die der LINKEN im Vergleich zur letzten Landtagswahl bei der Bundestagswahl mit 5,6 % ein recht passables Ergebnis bescherten – was in bloßer Addition zu den Stimmen der SPD natürlich auch dann vorläge, wenn es DIE LINKE hier gar nicht gäbe, weil sie sich längst wieder der großen Mutter SPD eingegliedert hätte – ein recht einfältiges Weltbild.

  Stegner fehlt es schlicht an Respekt. Und ein wenig Bescheidenheit. Letzteres unterscheidet ihn leider nicht von vielen anderen „Leistungsträgern“ seiner Partei.

 

Rainer Beuthel

DIE LINKE Eckernförde