Kommentar: Mixa und die Watsch’n

21. April 2010

Der katholische Bischoff von Augsburg Walter Mixa kann sich plötzlich daran erinnern, einigen seiner Zöglinge vor Jahrzehnten möglicherweise „ein paar Watsch’n“ verabreicht zu haben. Dies sei zu dieser Zeit üblich gewesen.

Wie wahr, Herr Bischoff! Prügelnde und brüllende Eltern und Lehrer bestimmten damals die Tagesordnung. Da wurden Kinder zur Strafe an Ohren oder Wangen hochgezogen, es wurde mit Linealen auf Hände geschlagen, mit Rohrstöcken „der Hosenboden versohlt“, mit Schlüsselbunden auf Köpfe gezielt. Erst als Ergebnis der Revolte der 68er Bewegung wurden körperliche Züchtigungen illegal.

Warum benötigt Bischoff Mixa mehrere Wochen, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass alle, die diese Zeit erlebt hätten, doch davon wüssten? Also auch er selbst damals nichts anderes als viele andere Autoritätspersonen getan habe?

Auch meine Eltern konnten sich später an so manches nicht mehr erinnern – doch ich hatte es erlebt! Im Falle Mixa kommt jedoch ein weiteres Moment hinzu: die besondere Verlogenheit und Bigotterie der katholischen Kirche, die von sich ein Zuckerbild des Friedens und der Seligkeit entwirft, zugleich jedoch wissenschaftliche und gesellschaftliche Realitäten verneint und verdrängt. Zugegeben wird seit Jahrhunderten immer nur scheibchenweise was nicht länger zu leugnen ist.

Dass Herr Mixa deshalb als Bischoff zurücktreten sollte, wage ich zu verneinen. Als typischer Vertreter des Klerus ist er genau dort, wo er hingehört.