Hand und Herz in Rendsburg – Eckernförde

24. August 2010

Mit einem Gespräch mit dem Eckernförder Bürgermeister Jörg Sibbel zur Situation der Stadt und ihre Probleme angesichts der schwierigen Finanzlage beginnt am Dienstag, dem 24.08.2010, die Tour im Kreis Rendsburg-Eckernförde.

Besonders zwei Probleme brennen dem Bürgermeister unter den Nägeln: die Armut in Eckernförde nimmt zu und die Stadt braucht mehr Einnahmen. Erstaunliche achtzig Prozent der ansässigen Firmen zahlen keine Gewerbesteuer. Bürgermeister Sibbel sieht hier dringenden Änderungsbedarf und nimmt interessiert die Idee unserer Fraktion auf, die Gewerbesteuer durch eine Gemeindewirtschaftssteuer zu ersetzen. Sie würde auch Selbständige einbeziehen und eine breitere Bemessungsgrundlage beinhalten.

Ermutigend ist, dass Eckernförde trotz klammer Kassen freiwillige Leistungen wie einen hauptamtlichen Kulturbeauftragten, einen Naturschutzbeauftragten sowie drei Planstellen im Bereich der Schulsozialarbeit finanziert. Letztere können das Problem der zunehmenden Armut von Kindern aber auch nicht ausgleichen. Herr Sibbel stimmt mit mir in der Forderung überein, soziale staatliche Leistungen für Kinder nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig zu machen.

Zur Sensibilisierung für Naturschutz und Meeresökologie leistet das Eckernförder Ostsee Info-Center einen wichtigen Beitrag. Hier wird Kindern und Jugendlichen spielend alles rund ums Thema Meer näher gebracht: hier kann man Flundern in einem Aquarium streicheln, Krabben bei Revierkämpfen zuschauen oder bei einer Wattwanderung Wissenswertes erfahren.

Eine weitere Einrichtung, welche sie soziale Infrastruktur Eckernfördes maßgeblich bereichert, ist „!Via – Beratung und Treff für Mädchen und Frauen“ (www.viaeckernfoerde.de). Hier gibt es nicht nur einen Begegnungsort für Frauen und Mädchen mit und ohne Behinderung, sondern auch eine Beratungsstelle. „In der letzten Zeit haben Hartz IV-Beratungen enorm zugenommen“, berichtet Frau Hackbart, Beraterin und KIK-Koordinatorin. Wer zu „!Via“ kommt, dem wird geholfen egal ob es um Beratung bei Schwangerschaft, beruflichem (Wieder)Einstieg und Trennung geht. Die Aufgaben wachsen, das Personal nicht: neben Andrea Hackbart sind mit Christiane Krack, Gabriela Harteker und Annett Limp insgesamt vier Sozialpädagoginnen Teilzeit beschäftigt. Ob im kommenden Jahr dieselben Mittel bewilligt werden, entscheidet sich oft erst kurz zuvor. „Wenn wir ständig darüber nachdenken würden, ob es uns nächstes Jahr noch gibt, dann könnten wir nicht arbeiten. Wir müssen einfach so tun, als gäbe es diese Unsicherheit nicht.“

Ähnlich geht es auch den Frauen von Bella Donna in Rendsburg, die das einzige Frauenhaus des Kreises betreiben. Hier gibt es 20 Betten. „Ausgelastet“ ist man aber auch, wenn das Haus nicht voll belegt ist: wenn hier Frauen mit ihren Kindern zusammen leben, die aus verschiedenen Kulturkreisen stammen und die aus schwierigen Situationen – oft mit Gewalterfahrungen – gerade erst entkommen sind, dann stellt enorme Anforderungen an die Frauen und Kinder. Und auch für die Frauen von Bella Donna ist dies nicht einfach ein Job, sondern es ist ein großes Maß an Enthusiasmus und Herzblut zu spüren. Ohne dies könnten sie das Frauenhaus – trotz unsicherer Finanzierung – seit nunmehr 30 Jahren nicht führen !