Der Freiherr

23. Februar 2011

Dass es bei der Abfassung der Doktorarbeit des Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg nicht mit rechten Dingen zuging, ist offensichtlich. Auf der Internetseite guttenplag.de finden sich nicht nur ein paar Dutzend, nein: hunderte von Belegen dafür:

http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Zwischenbericht

Auf mehr als 70 % der Seiten des Guttenbergschen Textes finden sich Plagiate; 21,5% des gesamten Textes wurden schlicht abgeschrieben – damit ist Guttenberg als Wissenschaftler erledigt. Der Freiherr sieht sich zu Recht der Kritik all jener ausgesetzt, die tatsächlich im Bereich der Wissenschaft arbeiten – ohne zu fälschen.

So hat die Bezeichnung „Bundesverteidigungsminister“ in den letzten Tagen einen ganz neuen Sinn erhalten. Ob die Art und Weise, wie er dieses Rückzugsgefecht führt, von Erfolg gekrönt sein wird, darf bezweifelt werden. Keine Universität von einigem Renommee kann es sich erlauben, einen Fall derart dreister Täuscherei durchgehen zu lassen.

Politisch ist der Fall für die CDU/CSU insofern ein Desaster, als diese Partei gerne mit dem Nimbus bürgerlicher Wohlanständigkeit hausieren geht und einen entsprechenden Wertekanon im Marschgepäck mit sich führt. Wenn nun ihre Strahlgestalt mit den besten persönlichen Umfragewerten sich als Blender erweist, hat die Partei ein Problem: die Fassade bricht zusammen und ein Teil der Wählerschaft bleibt zu Hause – wie jetzt in Hamburg.

Da hilft es wenig, tote Bundeswehrsoldaten in Afghanistan gegen eine angeblich absurde Debatte um „Fußnoten“ ins Feld zu führen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Die Begründungen für den Krieg in Afghanistan sind ebenso unglaubwürdig wie der Nimbus des ehrlichen, wohlanständigen und wissenschaftlich bewanderten Freiherrn von und zu Guttenberg. In allen Kriegen, die um geostrategische Macht und um Wirtschaftsinteressen geführt werden, sind tote Soldaten leider nur Fußnoten. Wann setzen sie sich endlich dagegen zur Wehr ?